Der kategorische Imperativ
Die liberale Gesellschaft ist eine Wertegemeinschaft, die die Freiheit des Einzelnen, seine Rechte, seine Verantwortung und seine Pflichten in ihren Werten abbildet und sich darin einig ist, diese Werte zu sittlichen Maßstäben des Handelns zu erheben. Die Einigkeit der Gesellschaft in den Grundwerten ist eine notwendige Voraussetzung für eine liberale Gesellschaft und damit unabdingbar für ein glückliches und gedeihliches Zusammenleben. Die sittlichen Maßstäbe (die Moral) folgen aus dem Grundsatz „Handle nach der Maxime (Regel), die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze machen kann. “(kategorischer Imperativ, übliche Formulierung)
Eine liberale Gesellschaft ermöglicht im Rahmen dieser Werte jedem Bürger, nach seinem Lebensentwurf und seinen Talenten nach Glück zu streben. Aus der Verantwortung jedes Einzelnen und der gesamten Gesellschaft für die Einigkeit in der Gesellschaft, folgt die Pflicht der Fürsorge für die, denen wegen mangelnder Talente oder unglücklicher Lebensumstände eine Ausübung ihrer Rechte und Freiheiten und das Streben nach Glück und damit eine würdige Anteilnahme an der Gesellschaft verwehrt wäre.
Sozialpolitik gründet sich also nicht aus einem Recht des Einzelnen auf Unterstützung sondern folgt aus der Verantwortung der anderen für die Gesellschaft. Liberale Sozialpolitik ist deshalb ‚kalt‘, weil sie nicht die Nächstenliebe oder andere ideologische und/oder religiöse Kategorien bemüht, sondern sie aus der Position des Starken heraus als Fürsorge definiert. Sozialleistungen sind also nicht ‚das Recht des Einzelnen‘ sondern ‚die Pflicht der anderen‘. Diese Pflicht folgt aus der Verantwortung des Starken für den Schwachen der Gesellschaft gegenüber. Liberale Sozialpolitik fordert Respekt der Einzelnen untereinander und keine Barmherzigkeit.